Donnerstag, 26. November 2015

Die Evangelische Kirche zwischen Kreuz und Hakenkeuz

          
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Angesichts der dargestellten Diskriminierung, stellt sich die Frage, wie die evangelische Kirche auf den Nationalsozialismus reagierte?
Schon unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 rief das Amtsblatt der Kirchenprovinz Sachsen seine Pfarrer dazu auf, des Geburtstages des Führers zu gedenken und ihre Kirchen feierlich zu schmücken.

Am 11. September 1933 erließ die Lippische Landeskirche eine neue „Grußordnung“, die alle Angestellten zum Hitlergruß verpflichtete.

In einem ähnlichen Akt vorauseilenden Gehorsams erließ die Thüringische Landeskirche am 12. September 1933, also bereits zwei Jahre vor dem Erlass der Nürnberger Rassengesetze, eine Verordnung zum Ausschluss von „nichtarischen“ Pfarrern. In Paragraph 1 des im Thüringer Kirchenblatt veröffentlichten „Gesetzes über die Stellung der kirchlichen Amtsträger zur Nation“ hieß es: „Nicht berufen werden darf, wer nichtarischer Abstammung oder wer mit einer Person nichtarischer Abstammung verheiratet ist.“

Anlässlich der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 ermunterte Das Evangelische Deutschland seine Gemeinden dazu, tatkräftig zu helfen: „Nicht allein auf die symbolische Handlung des Verbrennens kommt es an. Eine gründliche Bereinigung des Schrifttums muss erfolgen. Wer wollte diese Arbeit nicht unterstützen, wer wollte dabei nicht selber anpacken?“

Selbst nach dem Überfall auf Polen hat sich die Kirche hinter das Dritte Reich gestellt. Im Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche vom 6. September 1939 erschien ein „Aufruf der Deutschen Evangelischen Kirche“, in dem es hieß: „Seit dem gestrigen Tage steht unser deutsches Volk im Kampf für das Land seiner Väter, damit deutsches Blut zu deutschem Blut heimkehren darf. Die Deutsche Evangelische Kirche stand immer in treuer Verbundenheit zum Schicksal des deutschen Volkes.

Als das von Georg Elser am 8. November 1939 durchgeführte Attentat auf Hitler scheiterte, schrieb Der Evangelische Bund unter der Überschrift „Nun danket alle Gott!“: „Voller Empörung über den verbrecherischen Anschlag danken wir Gott für die Bewahrung des Führers und bitten um weiteren Schutz und Segen.“

Und selbst kurz vor Ende des Krieges bekräftigte die Thüringer Evangelische Kirche noch einmal: „Adolf Hitler ist für unsere lutherische Frömmigkeit wahrhaft der Führer von Gottes Gnaden. Sein Auftrag ist unmittelbar von Gott und sein Befehl ist Gottes Befehl!“

Zweifellos gab es viele evangelische Christen, die den nationalsozialistischen Geist bekämpft haben. Allerdings müssen sie sich in diesem Kampf recht allein gefühlt haben. Denn anders als uns das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ Glauben zu machen sucht, haben sie nur wenig Unterstützung von der Evangelischen Kirche Deutschlands erhalten. Wie ein Blick auf die öffentlichen Verlautbarungen zeigt, haben die damaligen Landeskirchen und Kirchenräte das Dritte Reich jedoch eher gestützt als bekämpft.